Die Sonne glitzert durch die sattgrünen Baumspitzen, der See strahlt tiefblau, eingerahmt in die friedliche Natur des umliegenden Waldes und dann noch dieses herrlich erfrischende, strohgelbe Strahlen im Glas – so sieht eine stereotypische Bierwerbung aus und vermittelt damit vor allem eins – natürlichen Biergenuss.
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Denken wir jetzt noch an das „deutsche Reinheitsgebot“, das 1516 in Bayern erlassen wurde, führt uns das zu der Frage: Wozu braucht es eigentlich Bio Biere?
Bier ist doch ein Naturprodukt! Immerhin schreibt das deutsche Reinheitsgebot doch sehr streng vor, was bei der Herstellung von Bier erlaubt ist, richtig?
Schnell wird dabei übersehen, dass das deutsche Reinheitsgebot lediglich vorschreibt, welche Zutaten verwendet werden dürfen, aber nicht, wie diese angebaut werden.
Das deutsche Reinheitsgebot
Das deutsche Reinheitsgebot erlaubt nur die Verwendung von vier Hauptzutaten:
– Wasser
– Malz (aus Gerste)
– Hopfen
– Hefe
Hauptziel war es, die Qualität und Reinheit von Bier sicherzustellen und die Verwendung von schädlichen Zutaten zu verhindern.
Wo aber steht dort geschrieben, dass die Nutzung von Schadstoffen wie Pestiziden und chemisch-synthetischen Düngern beim Anbau von Gerste und Hopfen verboten ist?
Darüber, dass wir diese Schadstoffe mindestens indirekt mit unserer Nahrung aufnehmen, hat sich niemand Gedanken gemacht.
Wo das Reinheitsgebot aufhört, fängt Bio an.
Was kann denn an Bier “Bio” sein? Tatsächlich erreicht uns diese Frage seit unserer Umstellung zur 100% Bio-Brauerei regelmäßig, daher wollen wir uns das Thema einmal genauer anschauen.
Beim Fleischkonsum hat sich bereits ein Bio-Bewusstsein in unserer Gesellschaft entwickelt. Auch bei tierischen Produkten wie Eiern, Milch und Honig achten wir Menschen immer mehr auf die Haltung der Tiere. “Während Bio-Lebensmittel bereits 6,8% am Gesamtmarkt ausmachen, beträgt der Bio-Anteil in der Bier-Branche mal gerade 1%”, sagt unser Geschäftsführer Malte und das obwohl 2022 der Bierkonsum pro Kopf in Deutschland 91,8 Liter betrug. (Statista)
In manchen Regionen Deutschlands wird Bier sogar als Grundnahrungsmittel bezeichnet. Da liegt der Gedanke nah, dass man sich um dessen Qualität und Herkunft mehr Gedanken machen würde. Am deutlichsten wird das, wenn wir uns ein paar Beispiele aus der Praxis anschauen.
Wie schädlich ist der konventionelle Anbau von Hopfen & Gerste?
Fungizide
Hopfen und Gerste sind anfällig für Schadorganismen, die entsprechend bekämpft werden müssen. Dazu zählen auch der echte und der falsche Mehltau – Es handelt sich um Pilzkrankheiten, die alle Pflanzenteile befallen können. (Weitere Schadbilder findest du auf der Seite der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft)
👎 In der konventionellen Landwirtschaft werden zur Bekämpfung systemische Fungizide eingesetzt. Fungizide sind Pflanzenschutzmittel, die in den Böden angelagert werden und auch ins Grundwasser gelangen können. Sie töten nicht nur Schädlinge, sondern ebenso nützliche Lebewesen. Nicht zuletzt können sie negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben, indem wir sie über unsere Nahrung aufnehmen. Vor allem die Menschen, die direkt mit solchen Mitteln auf dem Feld arbeiten, sind gefährdet.
Auf dieser Seite von der Heinrich-Böll-Stiftung kannst du dich über die folgenschweren Auswirkungen von Pestiziden informieren.
👍 Beim Bio-Anbau sind Hopfen und Gerste auch nicht vor Schädlingen gesichert, aber Bio-Landwirte verwenden Produkte auf natürlicher Basis.
Bei Rohstoffen, wie Kupfer, die sich im Boden anreichern könnten, unterliegen sie Höchstmengen pro Jahr, die sie einhalten müssen.
Insektizide
👎Insektizide, also Insektenvernichtungsmittel, die im konventionellen Anbau zum Beispiel zur Bekämpfung von Insekten wie der Hopfenblattlaus genutzt werden,
sind im biologischen Anbau verboten, auch biologische Produkte mit organischer Herkunft. Insektizide töten nicht nur gezielt Schädlinge ab, sondern auch “wichtige ökologische Funktionsträger”, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) die nützliche Insekten und Bodenorganismen nennt, die ökosystemrelevant sind.
(Über die Wichtigkeit von Insekten und Bodenorganismen haben wir auch in diesem Artikel bereits berichtet.)
👍Wie hilft sich die Bio-Landwirtschaft dann gegen Schädlinge?
Gegen Blattläuse nutzen sie beispielsweise Bitterholzextrakt, den sie auf die Rebe streichen.
Zur Bekämpfung der roten Spinne, fördern Betriebe Nützlinge, die diese fressen.
Mehr dazu liest du in diesem Beitrag vom Verein “Land schafft Leben”
Herbizide
👎Bei Herbiziden handelt es sich um Unkrautvernichtungsmittel. Abhängig von der Saatzeit sind Winter- oder Sommergerste von Unkraut und Gräsern betroffen. Dazu zählen der resistente Acker-Fuchsschwanz, der Gemeine Windhalm, der Weiße Gänsefuß oder der Flughafer. Damit diese die Gerste nicht verdrängen und so den Ertrag mindern, werden sie im konventionellen Anbau chemisch abgetötet.
👍Auch Herbizide sind beim Bio-Anbau verboten.
Bio-Landwirte setzen zur Unkrautregulierung beispielsweise Fruchtfolgen ein. Außerdem werden die Böden mit Pflug und Hacke vorbereitet, sodass man ein nahezu unkrautfreies Saatbeet erhält. Hierzu findest du weitere spannende Details in diesem Artikel von Ökolandbau.
Wie genau Fruchtfolgen funktionieren, erklärt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) auf ihrer Website.
Mineralische Stickstoffdünger
👍Mineralische Stickstoffdünger sind in der Bio-Landwirtschaft untersagt.
👎 Im konventionellen Anbau kommen sie zur Anwendung, um Nährstoffe im Boden anzureichern. Durch regelmäßige Nutzung schaden sie den Böden allerdings und tragen zum Verlust der Bodenfruchtbarkeit bei, auch die Bodenorganismen werden dadurch geschädigt. Laut Umweltbundesamt (UBA) gelangen 50 kg Stickstoff pro Kopf in Deutschland in die Umwelt (Stand 2015) und den Großteil verursacht dabei die kommerzielle Landwirtschaft. „Zu viel Nitrat auf den Feldern und später im Grundwasser, zu viel Ammoniak und Feinstaub in der Atemluft und zu viel Lachgas, das das Klima schädigt.“ schreiben sie in diesem Artikel.
Ist Bio immer besser?
Bio ist nicht gleich Bio. Oft genug wird Bio als Marketinginstrument genutzt, anstatt als Qualitätszeichen. Nicht umsonst wird im Zuge des Bio-Booms immer wieder Kritik laut. Es gibt kaum einheitliche Regularien und das bekannte EU-Bio-Label markiert lediglich einen „Mindeststandard“. Auch die Verwendung von nicht-geschütztem Deklarations-Kauderwelsch auf Produkten stiftet Verwirrung.
Wichtig ist daher, dass du auch bei Bio-Produkten genau hinschaust! An dieser Stelle schafft die Arbeit der Bio-Verbände Transparenz.
Die Arbeit der Bio-Verbände in Deutschland
Wer das EU-Bio-Siegel trägt, darf sich zusätzlich durch die Bio-Anbauverbände zertifizieren lassen. Die drei größten in Deutschland heißen Bioland, Naturland und Demeter. Ihre Auflagen sind strenger und schaffen dadurch Vertrauen. Welche Kriterien zu erfüllen sind, um hier Partner zu werden, liest du auf den jeweiligen Webseiten.
Wichtig ist: Jeder in der Wertschöpfungskette, der an dem Produkt arbeitet oder mit ihm in Berührung kommt, muss zertifiziert sein. In unserem Fall heißt das: Vom Anbau der Rohstoffe bis hin zum Verschluss durch Kronkorken oder Fasskappe unterliegt alles einer regelmäßigen Kontrolle.
Wir haben uns bei unserem VULKAN Bio Bier und auch bei der Zertifizierung von unserem VULKAN Brauhaus für Bioland als Partner entschieden. 🌿
Uns war besonders das ganzheitliche Konzept dahinter wichtig:
Bioland-Höfe müssen beispielsweise vollumfänglich ökologisch bewirtschaftet werden. Es ist nicht möglich, die Gerste biologisch anzubauen und gleichzeitig Massentierhaltung zu praktizieren. In diesem Sinne beeinflusst du also sehr wohl mit jedem VULKAN Bio Bier, ob die Tiere ein glückliches Leben haben. :)
Auch die Vorschriften zu Regionalität, Transportwegen u.v.m. sind strenger. (In diesem Artikel liest du alles Wichtige darüber, warum wir uns für Bioland entschieden haben)
Schnell wird klar: Der Schein vom reinen Bier wird getrübt durch Pflanzenschutzmittel, Insektenvernichtungsmittel & Co. – Doch die bekommen in den Werbespots keinen Sendeplatz!
Wie Bio ist das Reinheitsgebot also wirklich und wie wichtig ist dir ein bewusster Trinkgenuss bei deinem Bier?
Prost & Genussvolle Grüße aus Mendig
Quellenangaben:
- Bier.de, Das Deutsche Reinheitsgebot – Seit 1516: Das Deutsche Reinheitsgebot – Seit 1516 – bier.de
- Statista, Bierverbrauch pro Kopf in Deutschland in den Jahren 1950 bis 2022, 2023: Bierkonsum in Deutschland pro Kopf 2022 | Statista
- Wikipedia, Mehltau: https://de.wikipedia.org/wiki/Mehltau
- Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Hopfen – Krankheiten, Schädlinge, nichtparasitäre Schadbilder: Hopfen – Krankheiten, Schädlinge, nichtparasitäre Schadbilder – LfL (bayern.de)
- Heinrich-Böll-Stiftung, Pestizide: Schwere Folgen für die Gesundheit, 12.01.2022, Wolfgang Bödeker: https://www.boell.de/de/2022/01/12/pestizide-schwere-folgen-fuer-die-gesundheit
- BUND, Folgen des Pestizideinsatzes für Insekten und andere Bodenorganismen: https://www.bund.net/umweltgifte/gefahren-fuer-die-natur/insekten/
- Land schafft Leben, “Das Gewürz des Bieres”: https://www.landschafftleben.at/lebensmittel/bier/herstellung/hopfen
- BLE, Vorbeugende Maßnahmen zur Unkrautregulierung, 21.09.2022: https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/pflanzenschutz/beikrautregulierung/vorbeugende-massnahmen/
- BLE, Die Fruchtfolge in der Landwirtschaft: https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/die-fruchtfolge-in-der-landwirtschaft
- UBA, Zu viel Dünger schadet, 17.03.2015: https://www.umweltbundesamt.de/themen/zu-viel-duenger-schadet
- BLE, Das EU-Bio-Logo, 12.01.2023: https://www.oekolandbau.de/verarbeitung/verkauf/kennzeichnung/bio-kennzeichung/das-eu-bio-logo/